Wasser überrascht:
18. September 2023
Von: André Uhlig ⁄ Wassersommelier
Unser wichtigstes Lebensmittel löscht nicht nur den Durst. Es hat zahlreiche Eigenschaften, die selbst in unserer aufgeklärten Zeit bislang unbeachtet geblieben sind. Wer weiß schon, dass Wasser Entzündungen lindern kann, sobald sein Gehalt an Sauerstoff reduziert wird? Überraschende Fakten zur Wirkung von Wasser.
Infolge chronischer Schmerzen sah sich der Journalist Matthias Toying gezwungen, seine Ess- und Trinkgewohnheiten umzustellen. Seither kommen bei ihm täglich frisches Obst und Gemüse auf den Tisch. Mit Rohkost lassen sich Entzündungen im Körper reduzieren. Dass auch Wasser dabei helfen kann, hat nicht nur ihn überrascht.
„ [...] angefangen, mich ernsthaft damit zu beschäftigen, erst zu dem Zeitpunkt, an dem es nicht mehr anders ging.“
Weintrauben sind für ihre antioxidativen Eigenschaften bekannt. In Schale und Kernen ist viel OPC enthalten, das entzündungshemmend wirkt. Mineralwasser ohne Kohlensäure kann ähnliche Eigenschaften haben, je nachdem, in welchen Gesteinsschichten es herangereift ist. Wussten Sie das?
Weniger Sauerstoff im Wasser
Dringt das Wasser durch tiefere Gesteinsschichten vor, reichert es sich, geschützt vor äußeren Umwelteinflüssen mit Mineralstoffen und Spurenelementen an. Das ist bekannt. Setzt es seine Filterreise über Jahre fort, nimmt auch der Sauerstoffgehalt allmählich ab. Das ist meßbar und wird über das Oxidations-Reduktions-Potenzial, kurz den ORP-Wert, angegeben. Die Maßeinheit heißt Millivolt (mV).
Beispiele
Das sanft basische Mineralwasser aus Rheinsberg, die Preussenquelle Still, hat einen ORP-Wert von -70 mV. In Pirna bei Dresden wird händisch die Sonnenstein Quelle mit -68 mV als Mineralwasser Still abgefüllt. Beide Wässer weisen mit ihrem (-)Minuswert auf ihre antioxidative Eigenschaft hin.
In Bad Füssingen sprudeln mehrere Thermalwasserquellen aus 1.000 Metern Tiefe. Sie haben einen hohen antioxidativen Wert, der zwischen -224 und -264 mV liegt. Daneben sind Ihre einzigartige Temperatur und Mineralisation insgesamt nachweislich gesundheitsfördernd.
Wirksam bei Entzündungen
Überraschen konnte mich die Wirkung von Wasser bei Kleinkindern. Der Trägerverein des wasserpur-Online-Magazins, der Familienstift unterhielt jahrelang eine Kindertagespflegestelle. Unsere Schützlinge tranken täglich ein bis zwei Gläser Wasser mit einem hohen antioxidativen Wert. Bereits wenige Stunden später hatte sich die gereizte Haut im Windelbereich, wenn vorhanden, normalisiert. Was wir anfangs für einen Zufall hielten, wiederholte sich Tag für Tag.
Die Wirkung der bisher verwendeten Wundsalbe konnte durch das Trinken von antioxidativem Wasser wesentlich unterstützt werden. In akuten Fällen, beispielsweise während des Zahnens, waren wir dankbar für jede zusätzlich hautberuhigende Wirkung. Nachdem die Kinder aus dem Wochenende wieder in die Einrichtung kamen, stellten wir beim ersten Windelwechsel erneut das Wundsein fest, wie es vor der Trinkumstellung war.
„Antioxidative Lebensmittel ergänze ich durch bestimmte Wässer.“
Mehr Sauerstoff im Wasser
Leitungswasser besteht gewöhnlich aus aufbereitetem Grund- und Oberflächenwasser, welches neben anderen Umwelteinflüssen wesentlich vom Niederschlag geprägt ist. Flüsse und Talsperren führen aufgrund ihrer Nähe zur Luft ein sauerstoffreiches Wasser. Nach der Aufbereitung zum Trinkwasser bleibt es mit seiner oxidierenden Eigenschaft wirksam.
Beispiele
Beim Leitungswasser gibt es je nach Herkunft und Aufbereitungsintensität ganz unterschiedliche oxidierende (+)Pluswerte, die grob zwischen +250 und +350 mV liegen. Schwimmbäder dürfen wegen der erforderlichen Desinfektionswirkung des Wassers einen Wert von +700 mV nicht unterschreiten.
Natürlich ist der ORP-Wert nicht allein ausschlaggebend, ob ein Wasser gesundheitlich förderlich ist. Wer Wässer aus dem Tiefengestein mit einer nachgewiesenen Wirkung sucht, der ist bei den 23 amtlich anerkannten Heilwässern in Deutschland an der richtigen „Adresse“. Jene Wässer unterliegen dem Arzneimittelgesetz. Ihnen wurde bescheinigt, dass sie bei bestimmten Erkrankungen vorbeugend, lindernd und heilend wirken.
Je nachdem, wofür ...
Mein Wasserbedarf verändert sich über den Tag. Daher variiere ich mit Menge und Inhaltsstoffen des Wassers, je nach dem, was mein Körper aktuell am Nötigsten braucht. Beispielsweise wähle ich in der aktiven Phase Wässer, die eine entsprechende Mineralisation mitbringen. Hierbei kommt ein höherer Sauerstoffgehalt meinem Wunsch nach leistungssteigernder Wirkung entgegen.
In der regenerativen Phase, wenn ich mich erholen will, egal, ob nach dem Sport oder einem intensiven Arbeitstag, greife ich auf antioxidative Wässer zurück. Mit deren Eigenschaften gelingt mir der Übergang von Anstrengung zur Ruhe leichter.
„Warum muss ich erst 60 Jahre alt werden, um solche Basics zu erfahren?“
Ohne Wasser läuft nix
Über den Nutzen von antioxidativen und oxidativen Wasser referierte ich u. a. auf dem Laufmedizinischen Symposium beim Dresden-Marathon 2017. Der anwesende Professor für Sportwissenschaften, Dr. Kuno Hottenrott, kam nach dem Vortrag auf mich zu und bestätigte meine Ausführungen. Nachträglich schrieb er mir:
„[...] höchst interessant und kurzweilig. Sie haben die Unterschiede und Vorzüge von verschiedenen Wässern nachvollziehbar und verständlich herausgestellt. Sehr überzeugend waren auch die vorgestellten Wirkungsweisen und Eigenschaften der verschiedenen Wässer. Meine Untersuchungsergebnisse zum Gletscherwasser unterstützen vollumfänglich das, was Sie in den Tests bzw. kleinen Experimenten vorgeführt haben.“
Kostbar zu allen Zeiten
Noch nie war das Angebot an Mineralwässern aus Deutschland so groß wie jetzt. Mitte des 18. Jahrhunderts entsprach der Preis eines Tonkruges Mineralwasser verallgemeinert dem Tageslohn eines Arbeiters. Ein teures Getränk, was sich nur wenige leisten konnten. Heute muss man nicht wohlhabend sein, um sich einen Liter natürliches Mineralwasser zwischen 0,20 € und 1,50 € kaufen zu können.
„Mineralwässer sind für mich ein Öffner zu einer größeren Welt der Wahrnehmung.“
Je nach regionaler Verfügbarkeit kann man den Eigenschaften unterschiedlicher Wässer auf die Spur kommen. Beim Entdecken der Wasservielfalt führe ich als Wassersommelier gerne nah an den Gipfel persönlichen Bewusstwerdens von Geschmack und Wirkung. Durchaus mit Leidenschaft, weil ich erwarte, dass Wasser nicht nur mich überraschen wird.
Bildnachweise
Alle Unsplash: Kind mit Becher/ Lubomirkin, Weinbeeren/ Amos Bar-Zeev, Kind auf Wiese/ Patrick Fore,
Brücke über Gewässer/ Paul Hermann, Glas mit Wasser + Schuhe am Strand/ Engin Akyurt, Wasserstrudel/ Artiom Vallat
Wasser - welches ist das Beste? Will der Journalist Matthias Toying wissen. Er recherchiert und schreibt für die TV-Sendung „Hauptsache gesund“:
„Über unser Trinkwasser wird derzeit viel diskutiert: Verunreinigungen durch Pflanzenschutzmittel und Medikamente, sinkende Grundwasserspiegel, Wasserpreise. Selten steht die sensorische Qualität, also der Geschmack von Wasser, im Mittelpunkt. Wie ein Wasser schmeckt, hängt von den Inhaltsstoffen ab. Sie wiederum beeinflussen die Wirkung des Wassers im menschlichen Körper. "Hauptsache gesund" geht mit Hilfe eines bekannten Dresdner Wassersommeliers der Frage nach, welches Wasser das Beste ist. Die Antwort ist überraschend.“
Zum MDR-Ratgeber geht es hier, wo der Fernsehbeitrag in: „Waldverlust und Trinkwasser: Ein unterschätztes Problem“ und „Heilwasser aus Franken“ unterteilt wurde.
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