Trinkwasser – en détail

Ein Labor, das neugierig macht

26. Oktober 2025
Von: André Uhlig ⁄ Wassersommelier

Umgeben von goldenem Laub und klarer Herbstluft lud das Team Umweltanalytik aus Ebersbach-Neugersdorf seine Kunden, regionale Trinkwasserversorger, zu einem besonderen Ereignis ein – einer Blindverkostung von Heilwasser, Mineralwasser und ihrem Trinkwasser.

Als Sommelier führte ich durch den Vormittag, schenkte Proben ein und zeigte, wie sich die Vielfalt von Wasser in Geschmack und Wirkung beschreiben lässt. Theoretisch war allen klar, was mit jedem Schluck nachvollziehbar wurde – Wasser ist nicht gleich Wasser.

Über Laboralltag hinaus
Sensorische Prüfungen gehören zum Laboralltag, etwa wenn es um Schwellenwerte zur Beurteilung der Geschmacksneutralität geht. Das Team – wollte dieses Mal einen anderen Blick ermöglichen: die Frage, wie eine Wasserprobe im Antrunk, im Verlauf und im Nachhall gustatorisch wahrgenommen und beschrieben werden kann, rückte in den Mittelpunkt.

Wir konnten als Wasserfachleute überraschende und neue Erkenntnisse gewinnen. Und wissen unser Trinkwasser noch mehr zu schätzen!
Kathleen Lehmann | Team Umweltanalytik

Ebenso stand die Lösfähigkeit der einzelnen Wasserkandidaten im Fokus. Welche Aromen beim „Kaltbrühen“ bei gleicher Ziehzeit eines Teebeutels mit grünem Tee herausgelöst werden, ließ erahnen, welchen Einfluss die Eigenschaften eines Wassers auf die Zubereitung von Heißgetränken haben.

Wasser verbindet
Einer anfänglichen Skepsis unter Experten wich eine rasch wachsende Neugier. Die Veranstaltung war geprägt von einer offenen, aufmerksamen Atmosphäre, in der Fragen gestellt, Wahrnehmungen geteilt und Eindrücke diskutiert wurden. Mit feinem Gespür fürs Detail wurde jede Probe „beleuchtet“ und ihre sensorischen Besonderheiten gemeinsam beschrieben. Alle Teilnehmenden überzeugten mit Fachkenntnis und authentischem Interesse.

Vielen Dank für diesen megaspannenden Vormittag! Ihre Ausführungen haben mir eine ganz neue Welt geöffnet.
Gabriele Peschel | Team Umweltanalytik
Hinter hohen Standards: Präzision
Zahlen: Durstlöscher im Alltag

Jubiliert, wer was regelt
Obwohl wir Trinkwasser jeden Tag „rein und genusstauglich“ zur Zubereitung von Speisen und Getränken verwenden, gilt es rechtlich nicht als Lebensmittel. Seine Standards wurden vor 50 Jahren, am 31. Januar 1975, erstmals in der Bundesrepublik in der Trinkwasserverordnung festgeschrieben.

Seitdem wurde sie stets den wachsenden Anforderungen angepasst. Während damals 9 Seiten die Anforderungen an das Trinkwassers regelten, orientieren man sich heute an 65 Seiten, verbunden mit umfassenden gesetzlichen Anforderungen und regelmäßigen behördlichen Kontrollen, die die einwandfreie Qualität des Trinkwassers sicherstellen.

Alle Wässer, die in Deutschland zum Verzehr zugelassen sind, werden streng kontrolliert, jedoch unterschiedlich geregelt. Für natürliches Mineralwasser gelten nach der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung eigene Anforderungen. Es wird als Lebensmittel eingestuft und unterliegt der amtlichen Zulassung sowie regelmäßig durchgeführten Kontrollen.

Wasser ist nicht gleich Wasser.

André Uhlig | Wassersommelier

Deutschland: Wovon wie viel
Leitungswasser, durchschnittlich 121 Liter pro Person am Tag. Davon etwa 1 Liter zum Trinken als Wasser, Kaffee, Tee und rund 4 Liter für die Zubereitung von Speisen. 116 Liter, rund 96 Prozent, entfallen auf Körperpflege, Toilettenspülung, Reinigung und Bewässerung (Quelle: BDEW, 06.08.2024).

Mineral- und Heilwasser, durchschnittlich 0,35 Liter pro Person am Tag. Das entspricht der Füllmenge eines großen Glases. Damit kommt man auf 125,6 Liter pro Person im Jahr. Für die Förderung und Abfüllung nutzen die Mineralbrunnen weniger als 0,6 Prozent der jährlich genutzten Grundwassermenge (Quelle: VDM, 26.04.2024).

Nachweise
Unsplash: Herbstlaub, Annie Spratt/ Gläser, Janosch Lino
Seelandschaft, Daniel Sessler

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